Dornholzhausen und die „große Politik“
1735 - 1945
Von Birgitta Duvenbeck
Immer wieder bekam das kleine Dornholzhausen die „große“ Politik zu spüren. Häufig hatte es Einquartierungen hinzunehmen, Zahlungen zu leisten und Kriegskontributionen zu zahlen.
Jahr | Ereignis |
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1735 | wurden im Zusammenhang mit dem polnischen Thronfolgekrieg (1733-35), an dem sich auch Frankreich, Rußland und Österreich beteiligten, französische Truppen einquartiert und Zahlungen verlangt. |
1743 | erfolgte Einquartierung im Rahmen des österreichischen Erbfolgekrieges (1740-48). Darüberhinaus waren Geldzahlungen sowie Fouragelieferungen zu leisten. |
1759 | im Siebenjährigen Krieg (1756-63) mußte Dornholzhausen 100fl für Militärfuhren zahlen. |
1796 | im 1. Koalitionskrieg gegen Napoleon (1792-97) lösten sich österreichische und französische Truppen im Ort ab. |
1797 | quartierten sich französische Husaren ein. |
1799 | im Rahmen des 2. Koalitionskrieges gegen Napoleon kamen französische Truppen, die erst 1801 nach dem Frieden von Luneville wieder abgezogen wurden. In dieser Zeit "hat sich manch zartes Verhältnis geknüpft. Tauf- und Trauregister legen davon Zeugnis ab", berichtet die Chronik über diese Zeit. |
1815 | Nach dem Ende der napoleonischen Kriege schreibt der Chronist "Da nun, wie es scheint, der Krieg zu Ende ist, sind die Landwehruniformen auf dem Kirchenspeicher untergebracht worden, damit die Motten auch etwas davon haben." |
1825 | klagen die Gewerbetreibenden in Dornholzhausen über die preußische Zollpolitik, die zur Folge habe, daß man, wenn man Waren nach Frankfurt bringen müsse, abgesehen vom Chausseegeld in den Dörfern, auch noch an der hessischen, churhessischen und Frankfurter Grenze Zoll bezahlen müsse. |
1848 | Die revolutionären Ereignisse dieses Jahres im Zusammenhang mit dem Versuch der Schaffung eines deutschen, demokratischen Nationalstaates tangierten Dornholzhausen auf eher vergnügliche Weise: Die Homburger Bürgerwehr veranstaltete Übungsmärsche nach Dornholzhausen, die beim Gasthof Scheller endeten. Die Gewehre und Bayonette wurden in Pyramiden vor dem Haus aufgestellt. Und dann begannen "lustige Tänzchen" mit den "Homburger Damen", die mittlerweile auch eingetroffen waren. Zur Eröffnung der ersten Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche wurde am Schulfenster schwarz-rot-gold geflaggt. |
1866 | Für den preußisch-österreichischen Krieg hatten die Dornholzhäuser zwei Militärpflichtige zu stellen. Aus der Gemeindekasse bekamen sie 20 fl als Taschengeld. Beide kamen gesund wieder heim. |
1870 | In den Krieg gegen Frankreich (1870-71) zogen sieben Dornholzhäuser. Der Ausgang des Krieges mit der Niederlage Frankreichs brachte Dornholzhausen den Weggang seines französischen Pfarrers, der wegen des Verlustes von Elsaß-Lothringen für sein Vaterland Frankreich nicht länger in Deutschland bleiben wollte. |
1890 | Aus Anlaß des 500-jährigen Bestehens der Homburger Schützengesellschaft, welches auf einem Gelände des Gasthofs Scheller gefeiert wurde, kam sogar Alt Reichskanzler Bismarck nach Dornholzhausen. |
1914 | Im ersten Weltkrieg mußten nicht nur die Wehrpflichtigen ihren Beitrag zum Krieg 1918 leisten, sondern auch die Schulkinder. Im letzten Kriegsjahr hatten sie an mehreren Vormittagen im Wald sogenanntes Laubheu, das sind von den Zweigen abgestreifte Blätter, zu sammeln, als Pferdefutter für die Front. Acht Dornholzhäuser sind gefallen. |
1918 | spürte auch Dornholzhausen etwas von den revolutionären Ereignissen, die Deutschland bewegten: Wie in Berlin und vielen deutschen Städten wählten die Arbeiter einen Arbeiterrat, der die Gemeindeverwaltung kontrollieren wollte. |
1920 | Für kurze Zeit quartierten sich wieder einmal französische Truppen ein. Ansonsten gehörte Dornholzhausen zur neutralen Zone, hatte aber gewisse Vorschriften der Franzosen der nicht weit entfernt beginnenden französich besetzten Zone zu beachten. |
1939-1945 | Aus dem zweiten Weltkrieg kamen 28 Dornholzhäuser nicht mehr zurück. |