Die Schule(n)

von Birgitta Duvenbeck

In die Zuständigkeit der Kirche fiel die Schule, in der den Kindern die Glaubenslehre und Grundbegriffe des Lesens und Schreibens beigebracht wurden. Die Siedler brachten schon einen Lehrer mit, der dort jahrelang unterrichtet hatte. Auch zeigen die Unterschriften der meisten Siedler, daß sie schreiben konnten, und manche Schriften sehen einigermaßen geübt aus. Für die Besetzung der Stelle des Lehrer war das Presbyterium zuständig. Zu Anfang fand der Schulunterricht im Haus des Lehrers statt, nach dem Bau der neuen Kirche wurde die erste, provisorische Kirche 1729 als Schulhaus eingerichtet mit einer Lehrerwohnung.

Der Unterricht umfaßte Lesen und Schreiben in französisch, Rechnen „für diejenigen Kinder, die es lernen können“ und Psalmsingen. Später wurde auch Deutsch gelehrt, „sofern der Lehrer dazu fähig war“. Der Lehrer hatte darüber hinaus das Amt des Cantors, des Lektors und später auch des Organisten zu versehen. Die Besoldung, deren Höhe stark schwankte, setzte sich aus verschiedenen Posten zusammen: das von den Eltern zu zahlende Schulgeld, ein pro Kirchenplatz erhobener Beitrag, zeitweilig eine englische Pension, halb so groß wie die des Pfarrers, freie Wohnung, Futter für zwei Schweine und zwei Fuhren Holz. Besonders als die englische Pension ausblieb, hatte die Gemeinde Schwierigkeiten, die Lehrer ausreichend zu bezahlen. 1816 will sogar ein Lehrer aus diesem Grund Dornholzhausen verlassen, was der Kirchenvorstand dadurch abwenden kann, daß er beim Landgrafen für den Lehrer zusätzlich 5 Malter Korn erwirken kann, und die Gemeinde sich verpflichtet einen Klafter Holz zu liefern. Um dem Ort einen guten französischsprechenden Lehrer zu erhalten, engagiert sich zu jener Zeit auch eine Privatperson, Frau Bruère von Homburg, mit einer Stiftung von 500 Gulden, deren Zinsen dem Lehrer zugute kommen sollten Die Frankfurter Diakonie will ebenfalls jährlich 25 Gulden zu demselben Zweck spenden. Pfarrer Privat bemüht sich um Kollektengelder aus der Schweiz, wobei er aber wenig Erfolg gehabt zu haben scheint. Als im Jahr 1860 der Lehrer wieder einmal um Gehaltsaufbesserung nachgesucht hatte, wurde ihm diese abgeschlagen mit dem Hinweis, wenn er das Aufziehen der Kirchenuhr, das Bebauen seines Ackers und seines Gartens sowie das Kleinmachen des Holzes selbst besorgen würde und noch ein paar Privatstunden gäbe, müsse er auskommen. Es wurde ihm vorgerechnet, daß die Ausgaben für Kost, Heizung, Licht, Kleidung, Hauswirtschaft, Wohnung und der Beitrag zur Witwenkasse im Jahr 365,20 Gulden ausmachten, sein Gehalt 350 Gulden betrüge und das defizit von 12,50 Gulden durch Privatstunden gedeckt werden könne.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde neben dem Unterricht in Französisch auch Deutsch gelehrt. Jährlich nahm die Schulkommission, bestehend aus dem Pfarrer, dem Bürgermeister und drei gewählten Gemeindemitgliedern eine öffentliche Schulprüfung vor. Fiel sie gut aus, erhielt jedes Kind eine Brezel zum Nachmittagskaffee.

Als jedoch immer schwerer zweisprachige Lehrer für das geringe Gehalt zu finden waren und damit die Schulleistungen weder in Französisch noch in Deutsch befriedigten, gab man 1884 das Französische ganz auf und unterstellte die Schule der deutschen Schulbehörde.

Neben der Schule gab es zeitweilig noch andere Bildungseinrichtungen im Ort. Zwei Jahre lang (1852 – 1854) betrieb der Schultheiß Achard zusammen mit seiner Frau eine „Pensionsanstalt“, in der nur Französisch gesprochen wurde. Unterricht erteilten ein französischer und ein deutscher Lehrer. Englisch unterrichtete Hofmaler Voigt von Homburg. Im ersten Jahr hatte die Anstalt 15 Zöglinge, im zweiten bereits 24. Mit dem Tod von Frau Achard wurde jedoch nicht mehr ausschließlich französisch gesprochen und deshalb ging das Pensionat bald wieder ein.

1869 entsteht auf Antrag des Landratsamtes und im Einvernehmen mit der Dornholzhäuser Schulkommission eine „Industrieschule“ für Mädchen, wo „die für das bürgerliche Hauswesen notwendigen weiblichen Arbeiten“ erlernt werden konnten und „Sinn für Reinlichkeit, gute Sitte und weiblichen Anstand belebt werden sollen“. Der Unterricht fand von 1:00 Uhr – 4:00 Uhr an den freien Nachmittagen in der Schule statt; er wurde von der Dornholzhäuserin Elise Steinmetz erteilt.
Postkarte mit Victoria-PensionatPostkarte mit Victoria-Pensionat
1897 etablierte sich eine weitere Bildungseinrichtung, das Victoria-Pensionat, eine staatlich konzessionierte Höhere Töchterschule, die mit einem erweiterten Lehrplan auch zu Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen und Hauswirtschafterinnen ausbildete. Die Einrichtung wurde von Frau Rossbach von Griesheim geleitet und stand unter dem Protektorat von Victoria Kaiserin Friedrich. Die Schule war großzügig ausgestattet: Sie hatte bereits Zentralheizung und elektrische Beleuchtung, und die Größe der Speise-, Turn- und Spielsäle sowie die luftigen Klassen-, Wohn- und Schlafzimmer werden in der Chronik besonders hervorgehoben. In dem 3 ha großen schattigen Garten gab es eine Spielwiese und Tennis- und Croquetplätze. Der Pensionspreis wird 1908 mit 600,– Mark pro Semester angegeben. Erziehung und Unterricht beruhten auf der christlichen Weltanschauung und hatten zum Ziel, den Schülerinnen „den Beruf als Frau und Erzieherin des künftigen Geschlechts als etwas Hohes und Verantwortungsreiches“ vorzustellen und „man soll ihnen die Wege zeigen, diesen Beruf voll und ganz zu erfüllen“. Als Lehrplan galt der preußische Normalplan für Höhere Töchterschulen nebst Unterricht in Hauswirtschaft. Mit Beginn des 1.Weltkrieges endete die Lehrtätigkeit und im Haus richtete man ein Lazarett ein.

1920 wurde das Victoria-Pensionat ganz aufgehoben. An seiner Stelle trat unter den Namen „Haus Elim“ eine Haushaltungs- und Kochschule der Marburger Blauen Schwestern, die in weiterführenden Kursen zu Hauswirtschafts- und Sprachlehrerin sowie Kindergärtnerin ausbildeten. Auch im 2.Weltkrieg diente das Haus als Lazarett; nach dem Krieg unterhielt dann zunächst die Klinik Hohemark (Oberursel) ein Genesungsheim darin, 1956 wurde es an die Peters Pneu Renova verkauft und beherbergte Büros. Kurzzeitig diente es danach dem Technischen Hilfswerk und türkischen Familien als Unterkunft. Im März 1981 brannte das Haus Elim völlig ab.
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