Patois, eine besondere Sprache der Waldenser

von Birgitta Duvenbeck

Zum Eigencharakter des Ortes trug in besonderer Weise die Sprache bei. Die Siedler redeten untereinander wahrscheinlich Patois, eine sowohl vom Französischen, als auch vom Italienischen beeinflusste provenzalische Mundart.

In Kirche, Schule und im öffentlichen Gebrauch wurde Französisch gesprochen. Die französische Sprache gehörte so sehr zur Identität der Dornholzhäuser Siedler, dass man noch an ihr festhielt und für den Erhalt kämpfte, als immer mehr Deutsche im Ort lebten. So reichte man Gesuche an den Landgrafen auch dann noch französisch ein, als dieser sie ausdrücklich auf deutsch forderte.

1845 liest man von einer Klage des Kirchenvorstandes gegen den Ortspfarrer vor der landgräflichen Regierung, weil dieser religiöse Versammlungen in Deutsch abhalte, was zu einem Rückgang des Französischen beitrage. Die sehr stichhaltige Begründung des Pfarrer, dass auch diejenigen, die nur Deutsch verständen „des Evangeliums teilhaftig werden sollten“, ließ man nicht gelten. Und als der Anstellungsvertrag für den Pfarrer im Jahr 1855 eine Klausel enthielt, dass er alle 14 Tage Sonntagnachmittag einen deutschen Gottesdienst halten solle, wandten sich Kirchen- und Gemeindevorstand in einem Gesuch beim Landgrafen dagegen mit der Begründung, nur 1/8 der Gemeindemitglieder verstünde kein Französisch; ein deutscher Gottesdienst bedeute jedoch das Ende des Französischen im Ort. Daraufhin bestimmte die Regierung, dass der deutsche Gottesdienst alle vierzehn Tage in der Schule abzuhalten sei; Trauungen und Beerdigungen müssten auf Verlangen in Deutsch vorgenommen werden. Offensichtlich war das Französische aber doch so stark im Rückgang, dass der Kirchenvorstand 1857 den deutschen Gottesdienst in der Kirche erlaubte. Am 8. Februar 1957 fand der erste deutsche Gottesdienst in der Kirche statt. Vorsichtshalter schickte der Bürgermeister zwei Gendarmen, weil er Störungen befürchtete zu Unrecht, wie sich herausstellte.

Trotz dieser Entwicklung hielt man aber weiterhin an französischsprechenden Pfarrern fest und holte 1858 Emil Couthaud aus Frankreich. Und als dieser 1871, wegen der Abtrennung Elsaß-Lothringens von seinem Vaterland Frankreich, Dornholzhausen verließ, bemühte man sich einen zweisprachigen Pfarrer zu finden, was sich sehr schwierig gestaltete, da die Gemeinde nur ein äußerst geringes Gehalt zahlen konnte.

Um dem immer weiteren Abnehmen des Französischen Einhalt zu gebieten, versuchte es die Gemeinde mit der Einrichtung einer Kleinkinderschule für die 4- bis 6-Jährigen, in der Französischunterricht erteilt werden sollte. 1880 musste dieses Projekt aber wieder aufgegeben werden, da die Lehrerin eine Kürzung des Gehaltes nicht hinnehmen wollte und den Ort verließ. Auch in der Schule spielte die französische Sprache zu dieser Zeit fast keine Rolle mehr.

Seitdem die Gemeinde keinen zweisprachigen Lehrer mehr bezahlen konnte, gab zwar der Pfarrer zeitweilig noch drei Wochenstunden Französisch, aber das Ergebnis war gering. Als dann die Eltern klagten, die Kinder würden weder gut Deutsch, noch gut Französisch lernen und die Schulbehörde in Wiesbaden bessere Leistungen verlangte, entschloss sich die Gemeinde 1884 einen deutschen Lehrer durch die deutsche Schulbehörde anstellen zu lassen und das Französische in der Schule ganz aufzugeben. Nun konnte man auch in der Kirche nicht mehr länger an der Sprache der Väter festhalten, da sie kaum mehr jemand verstand. Man fand den „französischen“ Pfarrer ab, der zu seinen Schwiegereltern nach Genf ging.

Alle kirchlichen Amtshandlungen wurden ab jetzt in Deutsch vorgenommen. Im Jahr 1899 war das Französische fast ganz erloschen und anders als kurz zuvor in Friedrichsdorf, konnte man die 200-Jahrfeier der Gründung des Ortes „nicht mehr als französische Kolonie“ feiern, wie es in der Chronik heißt.
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