Orgel

von Ruth Oppermann
Orgel der WaldenserkircheOrgel der Waldenserkirche
Was wäre ein Gottesdienst ohne Gesang? Und ohne Begleitung durch die Orgel?

Seit der Gotik hat die Orgel in Gotteshäusern einen festen Platz. Mit ihrer meist verzierten Vorder- oder Schauseite, dem Prospekt, präsentiert sie sich im Kirchenraum. Die Orgel gehört zu den Tasteninstrumenten. Zugleich ist sie das Instrument mit dem größten Tonumfang, die Königin der Kirchenmusik.

Wie funktioniert eine Orgel?

Zusammengefasst das Wesentliche: Über die Tastatur (Manual und Pedal) des Spieltisches, Arbeitsplatz des Organisten, wird durch Luftzufuhr eine Pfeifenreihe zum Tönen gebracht. Die Älteren unter uns können sich noch an die Zeit erinnern, als ein Gehilfe des Organisten die Blasebälge treten musste. Das ist lange her. Seit Jahrzehnten erfolgt die Luftzufuhr elektrisch, durch ein Winddruckwerk mit ausgeklügeltem Ventil- und Regelsystem. Die Anzahl der Pfeifen ist je nach Größe der Orgel unterschiedlich, ebenso deren Länge und Durchmesser. Es gibt offene und „gedackte“ (= gedeckte), oben geschlossene Pfeifen. Materialien sind Holz, Zinn, Blei-Zinn-Legierung, Kupfer, Silber u.a. In den Hauptstimmen unterscheidet man je nach Art der Tonerzeugung und der Klangfarbe Lippenpfeifen und Zungenpfeifen. Alle Pfeifen gleicher Klangart heißen Register; sie werden mittels Registerknopf gekoppelt, d.h. „gezogen“. Diejenigen Register auszuwählen, die den Stücken, die er spielen will, am besten entsprechen, ist die Kunst des Organisten.

Eine Orgel kostet viel. Anfangs konnten sich nur große Kirchen, Dome und Kathedralen, die genug Kapital hatten oder von Förderern und Mäzenen unterstützt wurden, eine Orgel leisten. Dann, in der Zeit der kirchlichen und weltlichen Fürstentümer, hatten Orgelbauer gut zu tun, vor allem diejenigen, die Spitzeninstrumente schufen und sich einen Namen gemacht hatten.

Dennoch gab es viele Kirchen, die keine Orgel besaßen – so auch die kleine französisch-reformierte Gemeinde in Dornholzhausen. Es war ein Glück für Homburg, als sich im Oktober 1764 der aus der Schweiz stammende ‚Orgelmacher‘ Johann Conrad Bürgy mit seiner Familie in der landgräflichen Residenz niederließ. (Über Bürgys Wirken in Homburg sowie der näheren und weiteren Umgebung ist 1970 eine ausführliche Dokumentation des Homburger Vereins für Geschichte und Landeskunde erschienen.)

Nach dem Tode Johann Conrad Bürgys 1792 führten drei seiner Söhne – Philipp Heinrich, Johann Ludwig Wilhelm und Johann Georg – die Orgelmacherwerkstatt ihres Vaters unter dem Namen „Gebrüder Bürgy“ weiter. Philipp Heinrich Bürgy zog 1812 nach Dornholzhausen. Das war für die Waldensergemeinde nicht nur ein menschlicher Gewinn. 1814 baute Bürgy für die Kirche eine Orgel zu einem „äußerst billigen Preis“; die Kosten wurden von den Gemeindegliedern getragen. (Im August 1899 beschloss der Kirchenvorstand, „die alte Orgel möglichst vorteilhaft zu verkaufen und den Erlös für eine andere Orgel zu verwenden“.)

In Bad Homburg vor der Höhe gibt es heute noch ein Werk des hier einst ansässigen Orgelbauers: die Bürgy-Orgel in der Schlosskirche, errichtet 1782 bis 1787. Nach der originalgetreuen Rekonstruktion vor zehn Jahren erfreut sie die Hörer wie zur Zeit des Barock.
Die jetzige Orgel in der Waldenserkirche wurde mit einem Festgottesdienst am 27. April 1969 eingeweiht. Sie stammt aus der Orgelbauwerkstätte Hardt in Möttau im Weiltal, die 1965 den Auftrag zum Bau der neuen Orgel erhalten hatte und umfasst zwölf Register, zwei Manuale und ein Pedal. Die alte Orgel hatte in den Sechzigerjahren ausgedient. Beim Kirchenbrand am 3. Februar 1929 war sie beschädigt worden, ist in der Kirchenchronik zu lesen. Die Kosten für die Reparatur übernahm die Versicherung.
Zerlegte Orgel mit HolzpfeifenZerlegte Orgel mit Holzpfeifen
Im September 2011 wurde unser Orgel komplett zerlegt, gereinigt und neu gestimmt.
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