Etwa um 1170 begann Waldes in Lyon öffentlich in der Volkssprache zu predigen. Durch den plötzlichen Tod eines Freundes betroffen, sowie der Legende des heiligen Alexius , eines reichen jungen Mannes, der alles verließ, um Jesus nachzufolgen, änderte der wohlhabende Kaufmann sein Leben. Waldes gab seinen Besitz auf. Einen Teil seines Vermögens übergab er zur Versorgung seiner Familie, einen anderen für die Übersetzung der Bibel aus dem Lateinischen in die provenzalische Landessprache, das Übrige gab er den Armen. Damit werden drei wesentliche Merkmale der schnell sich um Waldes versammelnden Anhänger („die Armen von Lyon“) deutlich: Konzentrierung auf die Lehre des Neuen Testaments. freie Predigt und freiwillige Armut verbunden mit sozialem Engagement. Die Bergpredigt (Matthäus 5-7 ) und die Aussendungsrede Jesu (Matthäus 10 ) waren für die jeweils zu zweit tätigen Wanderprediger (Barben dt: Oheime) zentrale Mitte. Geradezu revolutionär erscheint, dass auch Frauen das Predigen erlaubt war. Damals in einer Zeit, in der die Kirche universelle Macht beanspruchte und dadurch stark verweltlicht war, wandten sich Laien direkt dem Evangelium zu, um die göttliche Botschaft unverfälscht durch den verweltlichten Klerus zu erfahren. Sehr schnell gerieten Valdus und seine Gefährten in Konflikt mit der Amtskirche, die die Verkündigung als ihre alleinige Aufgabe betrachtete.
Ausbreitung der Waldenser 1176 - 1532 (1)Ausbreitung der Waldenser 1176 - 1532 (1)
Der Bischof von Lyon verbot die Laienpredigt. Valdus wandte sich daraufhin an Rom mit der Bitte, seine Rechtgläubigkeit zu bestätigen und die von ihm veranlasste Bibelübersetzung zu autorisieren. Das erreichte er jedoch nicht. Trotzdem predigten er und seine Anhänger weiter, was die Verurteilung der „Armen von Lyon“ zusammen mit anderen Ketzergruppen durch Papst Lucius III. 1184 nach sich zog. Damit standen die Waldenser außerhalb der Kirche Trotz vieler Inquisitionsprozesse ließ sich ihre Lehre nicht aufhalten. Im Untergrund sich weiter verbreitend gab es schon bald Waldensergruppen von Spanien bis an die Ostsee. Die Aufforderung zur Rückkehr zur Bibel und zu einem schlichten Lebensstil fand offenbar weiten Anklang. Dogmatisch wurde das Fegefeuer, Marien- und Heiligenverehrung, der Ablass, sowie die letzte Ölung abgelehnt. Inhaltlich stand die ethische Sittenlehre im Vordergrund: Aufforderung zu tätiger Liebe, Lüge wurde als Todsünde verstanden, jeder Eid abgelehnt, unbedingter Pazifismus, große Bibelkenntnis (selbst schlichte Bauern lernten Bücher der Bibel auswendig) und regelmäßiges Stundengebet. Mit der römischen Kirche behielten sie zunächst das Sakrament Abendmahl incl. Transsubstantiation (Verwandlung von Brot und Wein beim Abendmahl), die Taufe, die Seligkeit durch Glaube und Werke und die Unterscheidung von Priestern und Laien. Die Beichte hatte eine besondere Gewichtung. 1218 kam es zu einer Spaltung zwischen französischen Waldensern, die jede Arbeit zum Lebensunterhalt ablehnten, weil die Predigt nicht beeinträchtigt werden sollte, und lombardischen Waldensern. Letztere hatten einen weiteren Armutsbegriff, der die Arbeit nicht ausschloss und der mit eigener Lehr- und Ordnungstradition (Bischöfe, Presbyter, Diakone, jährliche Synoden) zu einer Art Gegenkirche führte. Der französische Zweig starb, nachdem zuvor einige zur römischen Kirche zurückkehrten, Ende des 14 Jahrhunderts aus.
Das Denkmal für Enrico Arnaud in Torre PelliceDas Denkmal für Enrico Arnaud in Torre Pellice
Daraufhin organisierte Pfarrer Enrico Arnaud im Angrognatal den Widerstand. In allen Waldensertälern wurde erbittert gekämpft. Dem machte der Herzog ein Ende, indem er mit den „Unbesiegbaren“ den Abzug vereinbarte: in dreizehn Brigaden zogen die streitbaren Waldenser in die Schweiz viele von ihnen 1687 weiter in deutsche Territorien. 1689 versuchten sie jedoch unter der Führung Janavels und Arnauds die Rückeroberung der Täler. In schlechter Jahreszeit, auf gefährlichen Wegen und unter heftigen, äußerst verlustreichen Kämpfen gelang die Rückkehr, die „Glorieuse Rentrée“.