Nahverkehr

von Walter Söhnlein

Als sich die Stadt Homburg v.d. Höhe gegen Ende des 19. Jahrhunderts um eine Straßenbahnverbindung nach Frankfurt bemühte, dachte man auch an deren Weiterführung in den Taunus. Der erste konkrete Schritt zur Verwirklichung dieses Projektes war ein Erlass des Preußischen Ministers für öffentliche Arbeiten vom 22.02.1897, in dem die generelle Genehmigung für die Planung einer Schienenverbindung Frankfurt – Homburg v.d. Höhe- Dornholzhausen erteilt wurde.

Im Jahre 1898 erhielt die Elektrizitäts-AG. vorm. W. Lahmeyer & Co.(EAG) in Frankfurt (Main) die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer derartigen Bahn. In Homburg wurde einige Zeit lang darüber diskutiert, ob die Gleise auf der Kaiser-Friedrich-Promenade und dem Gluckensteinweg oder auf der Ferdinandsanlage (Hessen/Hindenburgring) verlegt werden sollten; schließlich entschied man sich für die Strecke über die Louisenstraße und eine Durchquerung der engen Altstadtgassen zwischen Markt und Untertor; denn der direkte Weg über die „Neue Brücke“ stand der Straßenbahn erst 1908 zur Verfügung.
Die Strassenbahn in Dornholzhausen (heute Kiosk)
Vom Untertor folgte das Gleis der Saalburgstraße bis in die Ortsmitte von Dornholzhausen und führte über den Landwehrweg zum Gotischen Haus. Bis hierhin nahm die Elektrische Bahn am 26.07.1899 vom (Alten) Bahnhof in Homburg ihren Betrieb auf. Ein Jahr später, zu Pfingsten 1900, wurde auch die Linie zur Saalburg eröffnet, die bald die Hauptlinie des ganzen Netzes darstellte. Sie trennte sich von der anderen Strecke in Domholzhausen beim Gasthaus Scheller, wo ein kleiner Bahnknotenpunkt entstand. Ursprünglich hatte man hier sogar das Depot errichten wollen, das dann aber in der Höhestraße gebaut wurde. Bei schönem Wetter verkehrten die Wagen beider Linien im 10-Minuten-Takt. Im Winter endeten die wenigen Fahrten, die angeboten wurden, meist in Dornholzhausen; allenfalls am Wochenende wurde bis zur Saalburg gefahren, von wo man aber den Hammelhansweg mit dem Rodelschlitten wieder zurück in die Stadt gelangen konnte.

Der Fahrpreis von Dornholzhausen betrug 10 Pfg. bis Homburg Untertor, 15 Pfg. bis zum Kurhaus, 20 Pfg. bis zum Bahnhof oder nach Kirdorf und 40 Pfg. zur Saalburg. In Anbetracht der geringen Arbeitslöhne kein billiges Vergnügen.

Seit 4.Mai 1910 hatten die Straßenbahnen von Dornholzhausen am Homburger Markt unmittelbar Anschluss an die Lokalbahn nach Frankfurt. Auch im Ersten Weltkrieg fuhren die elektrischen Wagen noch regelmäßig; danach ging der Verkehr in den Zeiten der Inflation und der Weltwirtschaftskrise immer mehr zurück. Die Linie zum Gotischen Haus kam schon 1921-23 zum Erliegen und wurde nicht wieder in Betrieb genommen. Als ein böses Vorzeichen sahen viele Homburger und Domholzhäuser den schweren Unfall auf der Saalburgstaße an, bei dem am Pfingstsonntag 1930 ein Fahrgast ums Leben kam und mehrere schwer verletzt wurden. Ein überfüllter Triebwagen, dessen Bremsen versagten, konnte auf der Talfahrt in einer Ausweichstelle nicht anhalten und stieß auf der eingleisigen Strecke mit dem Gegenzug zusammen.

Da das E-Werk die Bahn nicht mehr für wirtschaftlich hielt, entschloss man sich, den Verkehr mit schnelleren und billigeren Omnibussen zu bedienen. Am 31.07.1935 konnte man zum letzten Mal die „Saalburgbahn“ benutzen. Danach setzte die FLAG auf der ganzen Strecke Omnibusse ein, die damals mitten durch die Hauptstraße von Dornholzhausen fuhren und bis zum Homburger Kurhaus nur sechs Minuten Fahrzeit benötigten. Manche Fahrten endeten auch an der Schleife Landgraf-Friedrich-Platz. Die Schienen wurden bald entfernt, nur einige Leitungsmasten und vor allem das Wartehäuschen in der Ortsmitte erinnerten noch jahrelang an den Straßenbahnverkehr. Noch heute ist der Bahnkörper entlang der Straße am Oberen Reisberg ebenso wie der Damm im Wald unterhalb der Saalburg gut erkennbar.

Der Busverkehr, den anfangs die FLAG zur Saalburg und die Kraftpost zum Hirschgarten betrieben hatten, kam in den Jahren des Zweiten Weltkrieges fast ganz zum Erliegen und entsprach auch in den folgenden Jahrzehnten wegen seiner Aufsplitterung auf drei Betreiber nicht mehr den wachsenden Anforderungen, so dass sich viele wehmütig an die regelmäßigen Fahrpläne der Trambahn erinnerten. Erst der Ausbau des Stadtbusnetzes nach 1970 hat hier eine wesentliche Verbesserung geschaffen. Allerdings betrifft dies nicht die Schnelligkeit, denn der Stadtbus braucht wieder genau so lange wie die gemütliche Trambahn vor fast 100 Jahren !

Die Saalburg wurde über viele Jahre durch die Postbuslinie bedient, die schließlich bis zum Hessenpark erweitert wurde. Außerdem verkehrten die Bahnbusse nach Usingen/Weilburg über die Saalburg. Im Jahre 1985 wurde die Postbuslinie in den Busdienst der Deutschen Bundesbahn (Geschäftsbereich Bahnbus Untermain) integriert und es gab nur noch die Verbindung zur Saalburg mit den Bahnbussen. Als der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) im Mai 1995 seine Tätigkeit aufnahm, wurde der gesamte Busverkehr im Taunus neu geordnet und die Verbindung von Bad Homburg zur Saalburg fiel diesem Konzept zum Opfer. Seit dieser Zeit fährt allerdings die Stadtbuslinie 5 von der U-Bahn-Station Gonzenheim über den Bahnhof und durch die Innenstadt zur Saalburg und benötigt für diese Strecke laut Fahrplan 25 Minuten. Dafür muss der Fahrpreis von DM 2,30 (im Mai 1999) entrichtet werden.