Chronik der französisch-reformierten Waldensergemeinde Dornholzhausen

von Gerda Meyer zu Ermgassen
mit Ergänzungen aus jüngerer Zeit von Stefan Schrick

 
Jahr Ereignis
1699 28. Juli Ankunft von waldensischen Glaubensflüchtlingen aus dem Piemont in der Landgrafschaft Hessen-Homburg mit ihrem Pfarrer David Jordan. Ansiedlung durch Landgraf Friedrich II. auf dem Gebiet der Wüstung Dornholzhausen.
1702 Bau einer kleinen Kirche auf dem heutigen Kirchplatz direkt an der Straße, Grundsteinlegung unter Teilnahme der landgräflichen Familie und des Hofes. Die ersten Gottesdienste hatten im Freien oder im Haus des Pfarrers stattgefunden.
1716 Pfarrer Jordan verkauft sein Haus und seine Äcker an seinen Cousin und verlässt Dornholzhausen wegen finanzieller und persönlicher Schwierigkeiten, er übernimmt eine Pfarrstelle in Offenbach.
1717-1755 Union mit der französisch-reformierten Gemeinde in Homburg.
1724 Am Himmelfahrtstag Grundsteinlegung für die jetzige Kirche, finanziert in der Hauptsache aus Spenden.
1726 Einweihung der Kirche (der Wetterhahn trägt die Jahreszahl 1725). Die erste Kirche wird als Schulhaus genutzt. Über die erste Ausstattung ist nichts bekannt.
Die Kanzel ist wahrscheinlich ein Geschenk (Hanau, Offenbach?).
Eine Orgel kam 1814 hinzu,
Die französischen Liedtafeln (PSAUME und CANTIQUE) stammen aus der Zeit als im Gottesdienst außer den üblicherweise gesungenen Psalmen als Gemeindegesang auch Lieder eingeführt wurden.
Der Kronleuchter wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gestiftet.
Zuerst gab es nur einen Dachreiter mit einer Glocke, nach dem Bau eines größeren Turms 1913 wurde ein neues Geläut angeschafft.
Die Glocken wurden zweimal kriegsbedingt eingezogen. Zurzeit gibt es drei Glocken.
Die Fenster, ursprünglich aus hellem Glas, wurden im 20. Jh. neu gestaltet.
Der Platz hinter der Kirche wurde bis 1856 als Friedhof genutzt.
1735 Das ehemalige Haus von Pfarrer Jordan neben der Kirche wird zurück gekauft in der Hoffnung auf eine selbständige Gemeinde mit eigenem Pfarrer.
1741 Erwerb einer Turmuhr und einer 2. Glocke, die jedoch nicht mehr ersetzt wurde, nachdem sie gesprungen war.
1756 Ende der Union mit Homburg. Die Pfarrstelle wird wieder besetzt mit dem Kandidaten George Henri Emmerich aus Basel, der zunächst auch für den Schuldienst zuständig ist.
1768 Pfarrer Jean Louis Weydenbach aus Homburg übernimmt die Pfarrstelle.
1774 Jean Frédéric Rieger folgt als Pfarrer.
1780-1782 Das baufällige Pfarrhaus wird nach Plänen von Pfarrer Rieger neu gebaut.
1789 Charles François Ramus aus Neuchâtel übernimmt die Pfarrstelle. Er schenkt der Gemeinde einen silbernen Abendmahlskelch.
1800 George Emanuel Gross aus Neuville (Schweiz) wird neuer Pfarrer, er bleibt nur ein Jahr.
1802 Jean Frédéric Roediger aus Hanau als Pfarrer.
1807/09 Die Gemeinde ist stark verschuldet. Das Presbyterium entschließt sich zum Verkauf von Kirchengut. Es verbleiben 6 Morgen Wiese, davon 5 für die Pfarrstelle, 1 für den Lehrer.
1809 Pfarrer Roediger ist gezwungen, die Gemeinde zu verlassen, nachdem sie ihm drei Jahre das Gehalt geschuldet hatte. Man erwägt auch den Verkauf des Pfarrhauses
1809-1824 Das Pfarrhaus wird an den Orgelbauer Philipp Heinrich Bürgy aus Homburg vermietet.
1814 Die Kirche erhält eine Bürgy-Orgel, finanziert durch Kollekten von den französisch-reformierten Gemeinden in Frankfurt und Hanau und durch eine größere private Spende.
1818 Die sog. "Pension anglaise", ursprünglich eingerichtet als Unterstützung für Pfarrer und Schulmeister, wird durch eine größere Summe aus England endgültig abgelöst. Mit dieser Zuwendung wird ein Kirchenfonds gegründet, dessen Erträge für das Gehalt der Pfarrer verwendet werden sollen.
1824 Die Pfarrstelle wird wieder besetzt mit August Frédéric Convert aus Neuchâtel.
1825 Landgraf Friedrich VI. Joseph schenkt dem Pfarrer 9,25 Morgen Ackerland. Die Gemeinde wird weiter von der Diakonie der französisch-reformierten Kirche Frankfurt unterstützt.
1832 Mit dem Ertrag von Kollekten aus der Schweiz und weiteren Spenden, an denen auch der Landgraf und sein Hof mit einer beträchtlichen Summe beteiligt waren, kann Pfarrer Convert den Bau eines Schulhauses ermöglichen. Ein Restbetrag wird zugunsten der Kirche verwendet.
1832 und in den Folgejahren finden umfangreiche Renovierungsarbeiten statt. In der Kirche werden die Wände geweißt und die Holzteile gestrichen. Die Scheiben der defekten Fenster (ca 46 Stück!) müssen ersetzt werden. Weitere Reparaturen wie Dachdecker- und Schreinerarbeiten können durchgeführt werden. Außerdem müssen die unbrauchbar gewordenen Tuchbekleidungen der Kanzel und des Altars erneuert werden.
1841 Wegen einer schweren Erkrankung ist Pfarrer Convert gezwungen, sein Amt niederzulegen.
1842 Pfarrer Charles Eugène Humbert aus Le Locle (Neuchâtel).
1850 Das neue Gesangbuch der französisch-reformierten Gemeinde Frankfurt wird übernommen.
1852 Durch die großzügige Spende eines Angehörigen der presbyterianischen Kirche Schottlands kann das Pfarrhaus renoviert werden.
In der Kirche wird der feuchte Fußboden angehoben, ein Ofen aufgestellt und ein Kamin eingebaut.
1854 Vor seinem Weggang erwirbt Pfarrer Humbert durch Kollekten ein Grundstück für die Anlegung eines neuen Friedhofs am Rande des Dorfes. Die Zivilgemeinde übernimmt den Bau des Eingangsportals, die landgräfliche Regierung stellt junge Fichten zur Einfriedung zur Verfügung. Der Friedhof bleibt bis 1972 im Besitz der Kirchengemeinde.
Konrad August Grünewald aus Frankfurt, zuvor tätig in der Schweiz, wird der nächste Pfarrer. Er wird bei seiner Anstellung verpflichtet, alle zwei Wochen am Sonntag nachmittags einen deutschen Gottesdienst in der Kirche zu halten.
1856 Erste Beerdigung auf dem neuen Friedhof durch Pfarrer Grünewald. Der ehemalige Friedhof hinter der Kirche wird Garten für den Lehrer.
1858 Pfarrer Emile Couthaud de Rambey aus Frankreich.
1860 Die Kirche erhält einen Windfang.
1862 Das Kirchensiegel erhält den Zusatz "Eglise vaudoise de Dornholzhausen".
1864 erscheint Couthauds grundlegende, auf Archivmaterial basierende Geschichte der Waldenserkolonie: "Monographie de Dornholzhausen", mit Nachweis wichtiger Materialien und Quellen.
1866 Nach dem Tod des letzten Landgrafen wird Hessen-Homburg Teil der preussischen Provinz Hessen-Nassau. Dornholzhausen wird in die Unierte Evangelische Kirche von Nassau eingegliedert, behält aber seinen Sonderstatus "reformiert".
1871 Emile Couthaud verlässt Deutschland aus Enttäuschung über den Ausgang des deutsch-französischen Krieges.
1872- 1883 Es folgen zweisprachige Pfarrer aus Lothringen, Elsass und Belgien: Germain Théodore Mennerich, Carl Théophile Mayer, Jean François Koeune.
Da die Gottesdienste künftig nur in deutscher Sprache gehalten werden sollen gibt letzterer seine Stelle gegen eine Abfindung auf.
Bis zur Neubesetzung übernimmt Pfarrer Hestermann von der reformierten Gemeinde in Homburg die Stelle als Vikariat.
1880 Der Dachreiter der Kirche wird mit Schiefer gedeckt.
1881 Neben der Kirche wird eine Gartentür für den Schulgarten angebracht.
1883 Die Gottesdienste sowie auch der Schulunterricht finden nur noch in deutscher Sprache statt.
1886 Pfarrer Alwin Höser, erster deutscher Pfarrer. Er bleibt 40 Jahre.
1891 Anbau des Erkers am Pfarrhaus mit der zweiten, äußeren Haustür, Dachausbau.
1899 Jubiläumsjahr "200 Jahre Waldenserkolonie Dornholzhausen". Festvortrag von Oberlehrer Louis Achard, gedruckt als Historischer Bericht. Neue Ausstattung der Kirche mit Altardecke, Pendakulum und Rückwand der Kanzel.
Eine neue Orgel steht kurz vor der Vollendung. Sie wird die Bürgy-Orgel ersetzen.
1907 Vermietung des Brunnens in der Pfarrhofreite an die Ortsgemeinde.
1908 Reparatur des Fußbodens der Kirche wegen Schwammbefall
1909 Das Pfarrhaus erhält eine elektrische Beleuchtungsanlage.
1911 Errichtung einer kleinen Leichenhalle auf dem Friedhof durch die Zivilgemeinde.
1912 Der Dachreiter der Kirche wird durch einen schiefergedeckten Turm ersetzt.
1913 Einweihung von vier neuen Glocken. Eine davon ist gestiftet von Familie Bertalot, Aufschrift: "Ist Gott mit uns wer mag wider uns sein."
1917 Drei der neuen Glocken müssen im Rahmen der Metallsammlung für Kriegszwecke abgegeben werden. Eine aus Denkmalschutzgründen als erhaltenswert eingeschätzte älteste Glocke bleibt zunächst verschont, vergebens. Die Glocke, die mit dem Schlagwerk der Uhr verbunden ist, bleibt zurück.
1926 Hans Hief wird als Pfarrer gewählt.
Am 4. Advent werden zwei neue Glocken feierlich eingeholt. Eine der beiden ist eine Schenkung von Ehepaar Kraus zum Andenken an seinen im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn, sie soll immer an seinem Todestag geläutet werden
1929 In der Kirche entsteht ein Deckenbrand durch Überhitzung des Ofens. Der Gottesdienst findet bis zur Wiederherstellung im Töchterheim Elim statt. Eine neue Altardecke und neuer Kanzelbehang wurden durch Spenden ermöglicht.
1930 50-jähriges Konfirmationsjubiläum des letzten Jahrgangs, der 1880 in französischer Sprache eingesegnet wurde.
Die Kirche erhält elektrische Beleuchtung.
1931 Zwei neue Fenster an der Kanzelseite. Stiftungen des Pfarrerehepaars Hief zur Erinnerung an seinen 9-jährig verstorbenen Sohn und der Familie Prost. Die Symbole sind bei der Neugestaltung der Kirche in den Fenstern wieder verwendet worden.
1937 Ein elektromotorischer Antrieb für die Orgel ersetzt den Blasebalg.
1942 Abholung von zwei Glocken für die Kriegswirtschaft.
1945 Nach Kriegsende wird Pfarrer Hief von der Kirchenleitung zum Dekanatsverwalter ernannt, später zum Dekan des Dekanats Bad Homburg gewählt.
1947 Neuer Innenanstrich der Kirche.
1949 250 Jahre Dornholzhausen. Jubiläumsfeiern mit Theateraufführungen und Festzug.
1950 Ein mechanisches Läutewerk wird installiert.
1954 Die baufällige Scheune im Pfarrhof wird abgerissen, an der Stelle entsteht das erste Gemeindehaus.
1956 Ev. Kirchentag in Frankfurt/Main. Eine Gruppe französischer Protestanten aus Paris wird in der Gemeinde beherbergt.
Pfarrer Artur Holler.
Vieles wird stark verändert. Kirche, Pfarrhaus mit Hofreite, Wirtschaftsgebäude entfernt. Dorfbrunnen vor dem Pfarrhof entfernt.
1957 Endlich können zwei neue Glocken aus einem lange angesparten Glockenfonds angeschafft werden. Die Kirche hat nun wieder drei Glocken.
1960 Der Turm erhält eine neue Uhr.
1964-1965 Umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten im Innern der Kirche: Holzdecke, Fußboden, Heizung, Empore, [Mittelgang entfernt], Dach und Turm neu eingedeckt.
1969 Pfarrerin Grete Achenbach
1969 Eine neue Orgel, die dritte, wird an einem neuen Standort aufgestellt.
1972 Eingemeindung des Ortes Dornholzhausen nach Bad Homburg. Tausch des kircheneigenen Friedhofs mit der Stadt Bad Homburg gegen die ehemalige Schule (im Besitz der Zivilgemeinde) an der Dorfstraße, zuletzt Bürgermeisteramt. Nach dessen Abriss 1978 wird der Kirchplatz erweitert und neu gestaltet.
Mit Urkunde vom 3. August heißt die ehemals "Französisch-refomierte Kirchengemeinde Dornholzhausen" nunmehr "Evangelische Waldenser-Kirchengemeinde Bad Homburg-Dornholzhausen".
1975 Sechs neue farbig gestaltete Fester für die Kirche, ermöglicht durch Stiftungen und Spenden.
1980 In der Kirche Rückbau der Bankreihen, der Mittelgang wird wieder hergestellt.
1985 Der Bau eines zweiten Gemeindehauses im Pfarrgarten wird ermöglicht durch Verkauf von Grundbesitz an den Bad Homburger Golfclub.
1986 Geländeverkauf an die Stadt, um neben der Kirche einen Fußweg durch den ehemaligen Schulgarten anzulegen.
1987 Die Kirche wird verputzt, die zugemauerten Fenster an der Front werden wieder geöffnet.
1989 Pfarrer Stefan Schrick.
1990 Bei der Eröffnung des Straßenfestes zerstört ein Blitzeinschlag in der Kirche die gesamte Elektrik.
1993-1998 Das erste Gemeindehaus wird einer 8-köpfigen Flüchtlingsfamilie aus Bosnien zur Verfügung gestellt. Es wird 1999 renoviert.
1994 Im Pfarrhaus wird die Ölheizung durch einen erdgasbetriebenen Brennwertkessel ersetzt, welcher auch das Gemeindehaus und die Kirche (diese hatte zuvor eine elektrische Bankheizung) versorgt. Dazu wurde einen Leitung von Pfarrhaus unter dem Kirchplatz bis zur Kirche verlegt.
1999 300 Jahre Waldenser-Gemeinde Dornholzhausen. Es wird eine Festschrift erarbeitet, es gibt Festveranstaltungen auf dem Gelände der Kirchengemeinde und eine Ausstellung im Gotischen Haus, hier wird auch die restaurierte Genfer Bibel aus der Zeit von Calvin (1563) präsentiert.
2003 Die verfaulten Balken am Dachreiter, die Schalldeckel für die Glocken und die durch einen Durchschuss beschädigte Lagerung der Wetterfahne werden renoviert. Die komplett eingerüstete Kirche erhält einen neuen Anstrich.
2005 Die Taunuspfadfinder erstellen eine geräumige Gartenhütte auf der Gemeindeweise für ihre Gruppenarbeit.
2006 Das 2. Gemeindehaus (ehemals "Petrus-Waldes-Haus") wird an die Stadt Bad Homburg als Kinderkrippe vermietet.
2007 Nach Vorschrift der Verwaltung der Landeskirche muss ein neues Dienstsiegel für die Ev. Waldenser-Kirchengemeinde eingeführt werden.
2008 Am 28. Januar Gründung des Fördervereins der Ev. Waldenser-Kirchengemeinde.
Mit einem Festgottesdienst wird am 26. Oktober das nach Plänen des Architekturbüro GHP in 7 Monaten renovierte und mit einem Anbau für Küche, Toiletten und einem kleinen Gruppenraum erweiterte Gemeindehaus (ehemals „Martin-Luther-Haus“) eingeweiht. Die Predigt hielt Dekan Michael Tönges-Braungart.
2011 Generalüberholung der Orgel.
2012 Das Archivgut der Kirchengemeinde wird in Zusammenarbeit mit der Landeskirche gesichtet, aufgearbeitet und elektronisch gesichert. Es wird ein Findbuch erstellt.
2013 Renovierung des Kirchplatzes, neue Pflastersteine, Lampen und die Stufe am Kircheneingang wird entfernt. Finanziert durch Spenden.